Das Thema Brust hat mich schon in jungen Jahren beschäftigt. Mit der Pubertät hat sich mein Körper stark verändert. Meine Brüste sind schnell und groß gewachsen, weshalb ich in der Schule von einigen Mitschülern "Atomie" (Atombusen) genannt wurde. Das störte mich nicht wirklich, denn ich fühlte mich eigentlich ganz wohl mit meinen großen Brüsten. Was mir hingegen gar nicht gefiel, waren die sexuellen Übergriffe meiner Schulkamaraden. Einige von ihnen drehten bei uns Mädchen die Brustspitze um. Das nannten sie den "Sheriff-Griff". Das war schmerzhaft und entwürdigend. Damals hat man noch nicht von sexuellen Übergriffen gesprochen, somit blieb das für die Jungs ohne Folgen, weil wir Mädchen nicht zuhause darüber sprachen. Aus heutiger Sicht nicht mehr akzeptabel - eigentlich auch damals nicht! Später beschäftigten mich mehr die permanenten Rückenschmerzen aufgrund der starken Belastung durch das Brustgewicht und dann noch die Angst vor Brustkrebs.
Brustkrebs ist bei Frauen die häufigste Krebsform. Jede 8. Frau in Deutschland ist von Brustkrebs betroffen. Mit zunehmenden Alter steigt auch die Häufigkeit an diesem Krebs zu erkranken. Der Altersgipfel liegt bei 70 Jahren. Aber auch Frauen vor den Wechseljahren kann dieses Schicksal ereilen. Das betrifft ca. 25 Prozent der unter 50-jährigen. Wird die Brusterkrankung früh entdeckt und leitliniengerecht behandelt, sind die meisten Brustkrebserkrankungen heilbar (www.brustkrebsdeutschland.de). Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig um frühzeitig auf Veränderungen zu reagieren. Die Senologie, eine Spezialisierung der Gynäkologie, beschäftigt sich rund um das Thema Brust und deren Erkrankungen. Von Frauenärzten/innen wird empfohlen neben den regelmäßigen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen, ab den 50. Lebensjahr auch alle 2 Jahre ein Mammographie-Screening und eine Ultraschalluntersuchung der Brust im Wechsel durchführen zu lassen. Diese Untersuchungsmethoden ersetzen allerdings nicht die eigene Brustbeobachtung und -abtastung. Bei menstruierenden Frauen geschieht dies am Besten eine Woche nach dem Blutungsbeginn. Anleitung für eine korrekte Abtastung finden Sie unter "Brustkrebs Deutschland e.V." im Internet.
Leider wird mit dem Thema Brustkrebs, was uns überall begegnet, bei uns Frauen sehr viel Angst und Unsicherheit erzeugt. Viele Jahre war die Hormonersatztherapie (HRT) in den Wechseljahren im Verdacht, das Brustkrebsrisiko zu erhöhen, was 2002 aufgrund der WHI-Studie auch belegt wurde. Daraufhin fand in der gynäkologischen Ärzteschaft ein Umdenken in der Hormonanwendung statt. Dies zeigte sich im Rückgang der verschreibungspflichtigen synthetischen Hormone (hergestellt aus dem Urin trächtiger Stuten). Viel zu häufig wurden jeder Frau mit Beschwerden im Gießkannenprinzip diese Hormone verschrieben. Mittlerweile arbeiten die meisten Frauenärzte/innen mit bioidentischen Hormonen, die auch chemisch aufgearbeitet werden müssen, aber einen natürlichen Grundstoff, das Diosgenin aus der Yamswurzel, enthalten. Dieses Diosgenin wirkt an den Rezeptoren in unserem Körper wie die eigenen Hormone. Klassische Indikation für die bioidentische Hormonanwendungen sind Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen oder Schlafstörungen in Form von transdermaler (über die Haut) Anwendung (z.B. Gel, Spray, Pflaster) und/oder Progesteron geschluckt oder vaginal, individuell dosiert und kontrolliert. Die Anwendung kann bei Besserung der Beschwerden mit ausschleichen, bzw. Auslassversuchen der Hormonzufuhr überprüft werden. Momentan ist eine Empfehlung der Gynäkologen von etwa 5 Jahren kein Problem. Als Wechseljahre-Beraterin bin ich für weitere Information gerne für Sie ansprechbar.
Dass Alkohol bei Schwangeren bleibende Schäden beim Ungeborenen anrichten kann, ist weitläufig bekannt. Fehlbildungen oder die fetale Alkoholspektrumsstörung (FASD) können Folgen eines Alkoholmissbrauchs in der frühen Schwangerschaft sein. Was vielen Frauen jedoch gar nicht bewusst ist, ist das Risiko für die Frauen selbst, welches vom Alkohol ausgeht. Alkohol wirkt bei Frauen in geringen Mengen stärker und schneller als bei Männern. Der Unterschied ist der Körperbau und das langsamere abbauen des Alkohols in der weiblichen Leber, die häufig im mittleren Alter mit dem Abbau der Hormone (Östrogene) belastet ist. Auch ist das (Brust-)Krebsrisiko bei uns Frauen bei einem täglichen Alkoholkonsum von mehr als 10 Gramm reinen Alkohol erhöht (BZgA). Das ist die Menge eines kleinen Bieres, 1/8 Liter Wein oder ein Glas Sekt. Das Krebsrisiko steigt allerdings eindeutig mit Dauer und Menge des Alkohols. Außerdem bringt der Alkohol unseren Hormonhaushalt außer Balance (erhöht den Östrogenspiegel), hat viele Kalorien, schädigt bei hohen Konsum die Leber und andere Organe, hat Einfluss auf Psyche und das gesamte Leben/Familie.
Um uns Frauen bei der Brustgesundheit zu stärken, können wir an vielen Stellschrauben etwas verändern. Dies gelingt uns mit regelmäßiger Bewegung und Sport, einem geringen Körpergewicht, einem guten Körpergefühl und einer gesunden Ernährung.
Ernährung
Brustgesunde Ernährung beinhaltet viel frisches, saisonales und regionales Bio-Gemüse, Obst, ballastsstoffreiche Lebensmittel und Seefisch (Mittelmeer-Kost) Dafür wird empfohlen: 400 g Gemüse (Lauch, Kohl. grünes Blattgemüse, Karotten, Paprika, Auberginen, Zucchini, Gurken, Tomaten, Avocado, Pilze, Hülsenfrüchte) 250 g Obst (Zitrusfrüchte, alle Beeren, Trockenfrüchte) Nüsse und Saaten Vollkornprodukte (Nudeln, Reis, Mehl) wenig Fleisch (300 g/Woche), bevorzugt Geflügel fettreicher Fisch (Lachs, Makrele, Forelle - 2 x/Woche) gute Öle mit hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren (Oliven-, Raps-, Walnuss-, Leinöl) Reduktion von Zucker, Weißmehlprodukten und Fastfood
Gewichtsreduktion
Durch Übergewicht steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen und Krebs. Das sogenannte viszerales Bauchfett führt zu Entzündungen in unserem Körper. Anzustreben ist ein BMI zwischen 18,5 und 25 kg/m² (BMI = Körpergewicht : Körpergröße²) oder einen Bauchumfang bei Frauen unter 88 cm.
Bewegung
Die Empfehlung, mehr Bewegung im Alltag einzubauen, begegnet uns in allen Bereichen einer gesunden Prävention. Auch die Brustgesundheit profitiert von Kraft- und Ausdauersport, moderater Bewegung und weniger sitzenden Tätigkeiten.
Stressreduktion
Ein achtsames Umgehen mit uns und unserem Körper ist soooo wichtig. Was tut mir gut? Was und wer tut mir gar nicht gut? Haben Sie den Mut und ziehen Sie die Konsequenzen - auch Unliebsame!
Meditation, Yoga, Pilates uvm. sind wunderbare Möglichkeiten in seine Kraft zu kommen. Aber auch Spaziergänge, Wanderungen, Tanzen, Singen und mit lieben Menschen (die einem gut tun!) zusammen zu sein, kann Balsam für die Seele sein.
Ausserdem
- Auf eine gute Vitamin D3 Versorgung (Ziel 50 ng/ml) achten
- Rauchen aufhören
- Sonnenschutz anwenden
- Umweltschädigende Stoffe/Gifte meiden (Kosmetik, Deo, Weichmacher)
- Gutsitzenden BH, Sport-BH beim Sport und körperlicher Arbeit tragen
Sexualität
Unsere Brust mit ihren Brustknospen (finde ich schöer als Brustwarzen) gehört zu unseren errogenen Zonen. Eine Errektion der Brustknospe kann durch Berührung, Kälte, Wärme oder Saugen aufgrund der zahlreichen Nervenendungen ausgelöst werden. Prolaktin, ein Hormon, was beim Stillen ausgeschüttet wird, wird auch beim Orgasmus als Regenerationshormon freigesetzt, was die angenehme Müdigkeit und das Schlafbedürfnis einleitet.
Körperverbundenheit
Die weibliche Brust steht für: Fruchtbarkeit, Mütterlichkeit, Weiblichkeit, Sexualität, Errotik, Ästhetik, Attraktivität, Selbstwertgefühl; sie ist schützend, tröstend, wärmend, nährend und sexuell stimulierend; aber auch für eine veränderte Körperwahrnehmung bzw. -störung. Mädchen und Frauen werden sehr oft auf ihre Brüste reduziert, sexualisiert oder gemobbt, was ein mangelndes Selbstwertgefühl zur Folge haben kann. Zu stark orientieren wir uns nach einer Norm, die es nicht gibt. - Wer legt diese Norm eigentlich fest? Internet? Soziale Medien? Gesellschaft? Männer? So viele Mädchen und Frauen sind mit ihren Brüsten unzufrieden. Mal sind sie zu groß, mal zu klein, mal hängen sie zu stark, mal stimmen die Proportionen nicht oder sie sind asymmetrisch. Unsere Brust kann nie sie selbst sein! Immer wird sie bewertet - von uns selbst oder unserem Umfeld. Laut einer Studie mit 18.000 Frauen, die in 40 Ländern durchgeführt wurde, sind über 70 Prozent der Frauen mit ihren Brüsten unzufrieden. Nur 20 Prozent der Befragten sind mit Größe und Aussehen der Brüste fein.
Mein Fazit
Wir Frauen und somit auch unsere Brüste sind unterschiedlich, individuell und wunderbar. Es gibt nich DEN perfekten Busen. Das zu erkennen und unserem Körper mit unseren Brüsen - so wie sie sind - anzunehmen und zu lieben ist ein wundervolles Geschenk, welches wir uns selbst machen können. Gesundes Verhalten, liebevolle Zuwendung, Berührung, in sich spüren, sanfte Massagen, ein wohlwollender Blick in den Spiegel, positive Formulierungen, Bewusstheit und Selbstbewusstsein - all das sollten wir im Umgang mit unserem Körper und unseren Brüsten lernen.
Wunderbar weiblich bist du, weil du eine Frau bist, die sich selbst unendlich und wahrhaftig liebt und wertschätzt, stark und aufrichtig ist, aus vollem Herzen gibt, die sich selbst gefunden hat, ihren Körper liebt und ehrt, und selbstbeBRUST zu sich steht.
von Christina Dümler-Karwath